Jensen 541, 541 Deluxe, 541R und 541S
Jensen 541 (1954-59)
Im Oktober 1953 zeigte Jensen anlässlich der Earls Court Motor Show den Prototypen eines viersitzigen Fliessheckcoupés. Die finanziellen Mittel für die Entwicklung dieses völlig neuen Fahrzeuges stammten in erster Linie aus dem Vertrag mit Austin, gemäss welchem die Firma Jensen fortan für die Serienfertigung der Austin-Healey Modelle verantwortlich war. Als Modellbezeichnung wählte man schlicht die Zahl «541», was als Hinweis auf das geplante Einführungsjahr zu verstehen war («1954 first series»). Während der 1953 gezeigte Prototyp noch eine Aluminiumkarosserie besass, wurden die Serienfahrzeuge, deren Produktion allerdings erst Anfangs 1955 anlief, allesamt mit einer Kunststoffkarosserie versehen – nur noch die Türhäute bestanden weiterhin aus Aluminium. Der Einsatz von glasfaserverstärktem Kunststoff (GfK) sollte für die Firma Jensen wegweisend sein und hatte verschiedene Gründe: Zum einen gab es in England während der Nachkriegszeit regulatorische Bestimmungen, die den Einsatz von Stahl einzig Autoherstellern mit grossem Exportanteil erlaubten. Zum andern ermöglichte es der neue Werkstoff, komplexe Karosserieformen (z.B. die wulstförmigen Versteifungen oberhalb der Radhäuser, die auch beim 1954 vorgestellten Mercedes 300 SL «Gullwing» zu finden waren), günstiger herzustellen als dies z.B. in Aluminium möglich gewesen wäre. Schliesslich galt der Einsatz von GfK schlicht auch als fortschrittlich, immerhin experimentierten bedeutende Hersteller wie Ford und GM damals ebenfalls mit dem neuen Werkstoff. Die strömungsgünstige Aussenhaut des 541 wurde vom hauseigenen Designer Erich Neale gezeichnet und von der Fachpresse begeistert aufgenommen. Der Motor des «541» – ein 4 Liter Reihensechszylinder – stammte aus dem Hause Austin, wo er in den «Princess»- und «Sheerline»-Modellen im Einsatz stand. Auch andere Technikkomponenten, wie z.B. die Vorderachse und das Getriebe (welches optional mit einem Overdrive ergänzt werden konnte), bezog Jensen bei Austin. Die Konstruktion des massiven Chassis erfolgte hingegen durch den Jensen-Ingenieur Colin Riekie.
Jensen 541 Deluxe (1956-59)
Im Herbst 1956 folgte das Modell «541 Deluxe», welches sich hauptsächlich durch den Einsatz von Dunlop Scheibenbremsen an allen vier Rädern von seinem Vorgängermodell unterschied. Jensen war damit der erste britische Fahrzeughersteller, der in einem Serienmodell ausschliesslich Scheibenbremsen einsetzte. Eines der zuletzt gebauten «Deluxe»-Modelle wurde ab Werk mit einem 331ci Chrysler V-8 Motor mit hemisphärischen Zylinderköpfen ausgerüstet und diente sowohl den Entwicklungsingenieuren als auch den Brüdern Alan und Richard Jensen als Experimentalfahrzeug. Dieses Fahrzeug befindet sich in Sammlerhand in der Schweiz.
Jensen 541R (1957-59)
Schon im Oktober 1957 zeigte Jensen – wiederum anlässlich Earls Court Motor Show – die nächste Evolutionsstufe: Der «541R», wobei die Modellbezeichnung auf den Einsatz einer neuen Lenkung verwies («R» steht für «rack and pinion», also Zahnstangenlenkung). Die Lenkung stammte aus dem linksgesteuerten MG ZA und wurde im rechtsgelenkten 541R gewissermassen «auf dem Kopf» stehend verbaut. Während die ersten rund 50 «R»-Modelle mit dem etwas leistungsstärkeren – aber nur in begrenzter Stückzahl erhältlichen – Austin DS7 Motor ausgestattet wurden, musste Jensen für die späteren «R»-Modelle wieder auf das DS5 Aggregat zurückgreifen. Zusätzlich wurde das Austin Getriebe durch ein Moss-Getriebe ersetzt, welches auch in der Jaguar XK-Reihe im Einsatz stand. Optional war weiterhin ein Overdrive von Laycock-De-Normanville erhältlich. Die Zeitschrift «Autocar» bezeichnete den 541R als schnellsten je getesteten Viersitzer, selbst der Bentley Continental R oder der Jaguar Mk VII waren nicht schneller.
Jensen 541S (1960-63)
Die Chassis der Modelle «541», «541 De Luxe» und «541R» unterschieden sich in ihren Gesamtdimensionen nur unwesentlich. Als es darum ging, ein Nachfolgemodell für den «541R» zu konstruieren, änderte sich dies: Das ab 1960 angebotene Modell «541S» bot nicht nur mehr Kopffreiheit, sondern war um nicht weniger als 10cm in die Breite gewachsen. Der bereits erwähnte Umstand, dass Jensen mit dem Einbau eines V8 Motors in das verhältnismässig schmale ursprüngliche Chassis experimentiert hatte, mag für den Breitenzuwachs eine Rolle gespielt haben. Fest steht jedenfalls, dass Donald Healey für seinen Eigengebrauch einen «541S» mit einem 327ci V8 Chevrolet Motor versehen liess. Für die Serienproduktion setzte Jensen aber weiterhin auf den bewährten Austin 4-Liter Reihensechszylinder. Als Antwort auf den im Luxuswagensegment immer öfter zu hörenden Wunsch nach einem Automatikgetriebe, griff Jensen nach der 4-stufigen «Hydramatic» aus dem Hause Rolls Royce. Das manuelle Moss-Getriebe blieb weiterhin erhältlich, wurde aber nur noch selten geordert. Auch das Äussere des Wagens änderte sich: Am markantesten war die neue Frontpartie, die im Gegensatz zu den Vorgängermodellen nicht mehr den charakteristischen Kühllufteinlass mit verstellbarem Querschnitt aufwies, sondern einen klassischen Kühlergrill.
Artikel
Automobil Revue, Modellübersicht
Bilder
Broschüren
Inserate
Werksunterlagen
Anzahl gebauter Fahrzeuge (gemäss Calver)
541 (inkl. Deluxe) | 1955-59 | 226 | (2 in die Schweiz importiert) |
541R | 1958-60 | 193 | (keine nach CH) |
541S | 1960-63 | 127 | (keine nach CH) |
Total 546 |
Video
Reminissenzen Tony Marshall
Noch existiernde 541
My figures will be out of date by now, but when I handed over to David and Jane Turnage the numbers looked like this:
541, including de luxe models, 82 on the road, 86 likely to exist but not on the road, total 168 or 75%.
541R, numbers were 94 and 58, total 152 or 80%
541S were 61 and 40, making 80% surviving.
If anything, the curent figures will be slightly higher, since quite a few cars believed to have been destroyed have turned up in the past few years. Altogether the survival rate is pretty impressive.
Auftanken beim 541
Paul Boulton's mod was to fit the breather pipe as near the top of the filler pipe as possible, thus preventing the syphoning effect which dumps fuel whenever you brim the tank. This happened to me on at least six occasions, often resulting in being chased down the road after filling up by frenzied motorists seeing fuel spraying out from the back of the car. One of the first press reports on the 541S mentioned this problem, but nothing was ever done about it at the factory!
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