Jensen C-V8
C-V8
Ende der 50er Jahre suchte Richard Jensen nach einem Ersatz für den 541er Typ. Der Bedarf nach mehr Leistung, Luxus und Prestige war vorhanden. Ein neuer Chefingenieur, Kevin Beattie wurde angestellt und 1962 wurde das neue Modell, der Jensen C-V8 vorgestellt. Bei der skuril gestylten Karosserie hat man erneut Kunststoff als Material verwendet. Sehr aufwendig war das Chassis mit massivem Stahlrahmen. Die guten Fahrleistungen waren das Resultat einer neuen Antriebsquelle. Chrysler steuerte mit einem 5.9 Liter Achtzylinder und Automatikgetriebe ein bewährtes und geschmeidiges Kraftwerk bei. Das Fahrwerk war vorne mit Schraubenfedern und Hebelstossdämpfern und hinten mit einer Starrachse und Längsblattfedern ausgerüstet.
Der C-V8 wurde in 3 Typen hergestellt: als Mk I in 68 Exemplaren von November 1962 bis November 1963. Der Mk II wurde von Oktober 1963 bis Juli 1965 250 mal produziert. 8 Mk II Fahrzeuge waren links gelenkt und 7 waren handgeschaltet. Schliesslich wurden von Juni 1965 bis Dezember 1966 noch 181 Jensen C-V8 Mk 3 gebaut. Nur 2 davon waren linksgelenkt.
Peter Monteverdi und der C-V8
Jensen C-V8 - ein unkonventioneller Kunststoff-Sportwagen und seine Verbindung zu Monteverdi
24. März 2015, Bruno von Rotz, Zwischengas
Peter Monteverdi war vor allem bekannt für seine eigenen Sportwagen, er war aber auch Händler, Garagist und Importeur. Und so übernahm er neben dem Import von Ferrari u.a. auch Sportwagen der Marke Jensen in sein Verkaufsprogramm auf. Und dies mit sichtbaren Folgen auf seine späteren Monteverdi-Sportwagen.
Vom Garagenbetrieb zum Sportwagen-Import
Peter Monteverdi, geboren im Jahr 1934 in Basel, wuchs mit Automobilen auf. Sein Vater war Inhaber einer erfolgreichen Garage in Binningen bei Basel. So kam es nicht von ungefähr, dass der Sohn Automechaniker wurde und seine Lehrzeit bei Saurer absolvierte. Er war gerade 20 Jahre alt, als sein Vater verstarb, und wurde damit zum Garageninhaber. Sport- und Rennwagen waren seine Passion und er baute unter der Marke MBM unter anderem ein Sportcoupé, eine Barchetta und Formel-Autos, insbesondere erfolgreiche Formel-Junior-Monoposti.
So wurde Enzo Ferrari auf den Schweizer aufmerksam und trug ihm den Vertrieb seiner Sportwagen in der Schweiz an.
Monteverdi expandierte, baute den Betrieb aus und übernahm weitere Vertretungen und Importaufträge, darunter BMW, Lancia und die Luxus-Sportwagen von Jensen.
Jensens Beiträge zum Automobil
Der englische Hersteller Jensen, gegründet durch die Brüder Richard und Alan Jensen in den Dreissigerjahren, machte schon früh mit interessanten Karosserien und Aufbauten für Sportwagen, Limousinen und Lastwagen aufmerksam. Man bauten auch Karosserien im Auftrag, so entstand etwa der Aufbau für die frühen Austin-Healey und Volvo P 1800 bei Jensen.
Immer wieder wurden auch eigene Sportwagen präsentiert, so 1950 der Interceptor und 1955 der 541, der mit Kunststoffkarosserie und vier Scheibenbremsen (ab 1956) sehr innovativ war.
Auf den 541 folgte 1962 der C-V8, der konstruktiv ähnlich gestaltet war, statt eines Austin-Sechszylinders aber einen Chrysler-V8-Motor unter der Haube hatte und in drei Serien bis 1966 in insgesamt 499 Exemplaren gebaut wurde.
Auch der C-V8 verfügte über eine Kunststoffkarosserie, die Türen bestanden aus Aluminium-Blech. Sogar eine Allrad-Version gab es mit dem Kleid des C-V8 als Prototyp, der sogenannte “FF” sollte aber erst mit der Karosserie des Interceptors für Furore sorgen.
Individuell und wertvoll
43’000 Franken kostete 1964 ein durchaus nicht alltäglich gestylter Jensen C-V8 in der Schweiz, das war eine Menge Holz. Ein Aston Martin DB 5 kostete damals 53’600, ein Ferrari 330 GT 51’000 Franken und sie waren beide mit klassischen Sportwagenmotoren ausgerüstet. Der Iso IR-300 mit Chevrolet-V8 kostete dagegen 41’000 Franken und für 27’000 Franken konnte man bereits einen Jaguar E-Type, für 30’000 Franken eine Corvette Sting Ray kaufen.
Für die ansehnliche Summe Geld erhielt der Jensen-Käufer einen luxuriös ausgestatteten Tourer mit individualistischen Detaillösungen. So konnte die Motorhaube am Mark II mit einem massiven Hebel, der sich im Bug unter einem verschliessbaren Deckel befand, entriegelt werden. Der Tankdeckel öffnete auf elektrisches Kommando und die Heckscheibe wurde durch geheizte Luft nebelfrei gehalten.
Die Automobil Revue befand nach einem Fahrbericht mit “BL 69” im Jahr 1964, dass die Innenausrüstung darauf schliessen liesse. dass die Schöpfer des Wagens erfahrene Langstreckenpiloten seien. Und die englische Zeitschrift “Autocar” prügelte den 2+2-Sitzer im Jahr 1965 in 6,7 Sekunden von 0 auf 96 km/h und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 207 km/h.
Es gab also sicher gute Gründe, sich einen Jensen zuzulegen, wenn man das nötige Kleingeld hatte.
Drei Jensen C-V8 für die Schweiz
Peter Monteverdi war auf die Luxus-Sportwagen der Marke Jensen aufmerksam geworden. Auf dem Genfer Autosalon wurde eine linksgelenkte Version des Modells C-V8 gezeigt und kurz zuvor hatte sich Monteverdi selber ein Vorführfahrzeug gesichert, das am 13. Februar 1964 in der Farbe “Indigo Blau” ausgeliefert wurde. Der rührige Basler Unternehmer holte den Wagen mit Chassisnummer 106/2131 selber im Werk ab und transportierte ihn per Flugzeug in die Schweiz. Auf dem Genfer Autosalon verteilte er deutschsprachige Broschüren, die ihn als Importeur auswiesen.
Insgesamt gelangten im Jahr 1964 drei (der insgesamt acht produzierten linksgelenkten) C-V8 der zweiten Serie in die Schweiz, allesamt importiert durch Peter Monteverdi. Der am Salon ausgestellte Wagen (“701 KEA”) aber wurde wieder auf Rechtslenkung umgebaut und in England verkauft.
Monteverdis besonderer C-V8
Wie sich später zeigen sollte, wies Monteverdis Jensen C-V8 eine Besonderheit auf. Er war offensichtlich auf Basis eines rechtsgelenkten Autos entstanden, das im Werk vor Auslieferung auf Linkslenkung umgerüstet wurde.
Der Basler Importeur fuhr seinen Wagen mit Kennzeichen “BL 69” auch selber und war offensichtlich angetan vom englischen Produkt und dies sollte Konsequenzen haben.
Vom Jensen zum Monteverdi Hi Speed
Im Jahr 1965 kam es zum Bruch zwischen Ferrari und Monteverdi. Der kreative Basler beschloss, einen eigenen Sportwagen zu bauen. Und dieser zeigte keineswegs zufällig einige Ähnlichkeiten zum Jensen C-V8. Wiederum nämlich wurde der Chrysler-V8-Motor verwendet und als Kraftübertragung kamen die Chrysler-Torqueflite-Automatik (oder ein Chrysler-Vierganggetriebe) zum Einsatz. Vorne führten wie beim Jensen Dreiecksquerlenker die Räder, nur hinten griff Monteverdi zur aufwändigeren De-Dion-Achse, die er natürlich u.a. vom Lancia Flaminia kannte.
Die von Pietro Frua gestaltete Karosserie aber bestand aus Stahlblech, offensichtlich hielt Peter Monteverdi Kunststoff für zu wenig stilgerecht. Und beim Rahmen grifft er zu einer massiven Konstruktion aus Rechteck-Profilen. Der Import- und Vertrieb der Marke Jensen geriet ob der neuen Aktivitäten natürlich in den Hintergrund.
Quelle: Zwischengas
Artikel
Automobil Revue, Modellübersicht
Bilder
Broschüren
Inserate
Werksunterlagen
Anzahl gebauter Fahrzeuge
MkI | 1962-63 | 68 | (keine in die Schweiz importiert) |
MkII | 1963-65 | 250 | (3 in die Schweiz importiert) |
MkIII | 1965-66 | 181 | (keine in die Schweiz importiert) |
Total 499 |
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